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Die alte Kirche "St. Georg und St. Moritz" auf dem Friedhof Wolkenburg
Die Alte Kirche, ein einfacher, fast schmuckloser, einschiffiger Bau ohne Turm, mit geradem Ost- und Westabschluß, liegt westlich des Schlosses auf einer kleinen Anhöhe. Im Jahre 1876 wurde an die Nordseite dieser Kirche die Gruft (Erbbegräbnis) der Familie von Einsiedel in neugotischen Formen angebaut. Die Ostseite des Baus wird durch drei spitzbogige gotische Fenster gegliedert, von denen nur noch das in der Mitte Maßwerk in Form eines Vierpasses zeigt. An der Südostecke der Kirche ist in Höhe des Erdbogens ein kleines Rundbogenfenster mit tiefer Laibung aus Rochlitzer Porphyr in die Wand eingelassen. Die Form ist die gleiche, wie man sie häufig an Apsiden romantischer Dorfkirchen findet. Das Fenster dürfte demnach der Zeit um 1200 angehören. Es dient zur Beleuchtung und Belüftung der darunter liegenden Gruft. Rechts neben dem Altar an der Ostwand ist in die Mauer eine rechteckige, beckenartige Vertiefung eingearbeitet, die lateinisch Piscina genannt wird. Sie diente dem Priester zum Waschen der Hände und der heiligen Gefäße. Der Abluß mündet nach außen und stellt einen Widderkopf dar. Die Alte Kirche steht unter dem Patrozinium der Heiligen Georg und Moritz.. Das Patrozinium der beiden Ritterheiligen, das kleine romanische Rundbogenfenster und evtl. die Piscina, deuten auf die Möglichkeit hin, daß die Kirche gleichzeitig mit der Burg oder kurz danach, also gegen Ende des 12. Jh., entstanden sein könnte. Der relativ kleine Innenraum (Breite 6,10 m und Länge 10 m) der Alten Kirche weist eine einfache Balkendecke auf. Den zentralen Punkt bildet der aus farbigem Marmor geschaffene Epitaph-Altar, eine Stiftung der Agnes von Einsiedel geb. von Schönberg zum Gedächtnis an ihren Gatten, Rudolf Haubold von Einsiedel (gest. 1654), aus dem Jahre 1657. Das Werk gilt als eine vorzügliche Arbeit des Schneeberger Bildhauers Johann Böhm. Es besteht aus einem korinthischen Säulenaufbau mit einem Abendmahlsrelief im Unterteil und einer Darstellung Jesu im Garten Gethsemane. Als Bekrönung des Altars erscheint Gottvater. Links vom Altarwerk an der Nordseite ist die Gedächtnistafel für Detlev Carl von Einsiedel angebracht und gegenüber an der Südseite das Grabmal für seine erste Gattin, Sidonie Albertine von Einsiedel, aufgestellt. Die ovale Gedenktafel des Sohnes, Friedrich von Einsiedel, befand sich rechts neben dem Eingang an der Südseite. Da die Alte Kirche für die Gemeinde zu klein geworden war und dem Repräsentationsbedürfnis der Patronatsherrschaft nicht mehr entsprach, wurde im Jahre 1804 die Neue Kirche errichtet. Die Alte Kirche diente von nun an der Familie von Einsiedel nur noch als Begräbnisstätte für die Familiengruft. Heute wird sie für Trauerfeiern genutzt.
© Heimatverein Wolkenburg Kaufungen
e.V. |
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